Donnerstag, 1. Juni 2017

Färöer im März 2017 (6. und letzter Teil)

23.03.2017

Der heutige Tag ist mein (vorerst) letzter auf den Färöern. Es gibt so viele Dinge zu tun und anzuschauen, die ich nicht geschafft bzw. die falsche Jahreszeit gewählt habe, daß ich auf jeden Fall einen Besuch 2.0 nachlegen muß. Was mache ich nun heute?
Meerenge zwischen Streymoy und Eysturoy
Irgendwas mit Fähre lieber nicht, da ich mir heute keine unvorhergesehenen Verzögerungen leisten kann. Um 21 Uhr legt die Norröna ab, mit mir und garantiert auch ohne mich. Ich frühstücke in Ruhe, packe ohne Hast meine Sachen und checke gegen 11 Uhr aus dem Hotel Streym aus. Der Chef fragt noch ob ich heute Abend mit dem Schiff fahre, was ich bejahe. Daraufhin bekomme ich das Angebot, auch nach dem Auschecken gerne am Nachmittag nochmal reinzuschauen und mir im Frühstücksraum einen Kaffe zu nehmen und mich aufzuhalten. Ui, das ist ja nett!

Als alles im Auto ist, beschließe ich Runavik auf der Fjordseite, die Tórshavn gegenüberliegt, einen Besuch abzustatten. 12 km Luftlinie, 60 km zu fahren wenn man kein Boot hat. Runavik selbst ist ein Reinfall - es scheint nur ein Stützpunkt für Fischtrawler zu sein. Scheinbar vergeben die Färinger die Fangrechte auch an ausländische Fänger; es liegen hier auch Schiffe aus Zypern und Russland. Bei letzteren fällt mir nur "Rost und Schrott" ein, so schlimm sieht der Russe aus. Alles, was vor langer Zeit mal weiße Farbe gewesen zu sein schien, blättert großflächig als vergilbte oder braune Schicht ab. Und ich frage mich, was man einem Dieselmotor als Treibstoff vorsetzen muß, damit er die Umgebung nicht mit blauem oder schwarzem, sondern gelbbraunem Qualm einhüllt...
Das ist zum Glück nicht die Norröna 😁
Schnell geht es weiter über entzückende kleine Sträßchen nach Rituvík und Nes am Ende der Halbinsel. Hier gibt es nur Aussicht, Schafe und gut bewegte Frischluft.
Halbinsel von Eystnes
Blick Richtung Tórshavn

Die Skulptur schützt wenigstens ein bißchen vor dem Wind ;-)
Blick nach Nes und Toftir
Luxusyacht, wie neu, sehr gepflegt, günstig abzugeben. Preis VHS.
Nach und nach mache ich mich auf den Rückweg Richtung Hauptstadt, wo bei meiner Ankunft bereits die Norröna liegt. Zum Einklarieren ist es aber noch viel zu früh. Also wird das Auto noch mit günstigem Färöer-Diesel vollgetankt und in der Waschanlage von Salz und Schmutz befreit.
Da wartet sie schon
Da "mein" Hotel nur 300 m vom Fähranleger entfernt liegt, parke ich den Wagen nochmals hier und probiere das Café Natur aus. Eine gemütliche, pubähnliche Einrichtung, ein feines Tapa sowie eine freundliche Bedienung erwecken bei mir den Daumen-Hoch-Eindruck. Hier kann ich in Ruhe essen, trinken und Reisetagebuch schreiben.
Im "Café Natur", Tórshavn
Beim Besuch der Toilette stelle ich fest, daß der Keller des Hauses direkt in den Fels gehauen ist. Urig! So etwas gefällt mir. Nun ist es 18 Uhr. Noch anderthalb Stunden bis zum Einchecken.
Später, in der Autowarteschlange, verabschieden sich die Inseln von mir mit Sturmböen und strömendem Regen. Aber das macht nichts.
Vor der Verladung werden die Autos vom Wetter noch frisch geduscht
Diesmal gelingt das Boarding ohne Verzögerungen und da ich mich auf dem Schiff ja schon auskenne, lege ich mich gleich gemütlich in meine Kabine und lese noch im Kindle.
So läßt es sich reisen!
Zur Rückfahrt ist nicht viel zu sagen, sie verläuft im Großen und Ganzen wie die Anreise. Samstag 10 Uhr bin ich wieder in Hirtshals und mache mich auf den langen langen Rückweg nach Oberbayern. Insgesamt ist es eine sehr schöne Woche gewesen. Nicht ganz billig aber es war jeden Cent wert. Die Naturgewalten, die Gegend, die natürlichen und freundlichen Menschen - Färöer, wir sehen uns wieder!

Sonntag, 14. Mai 2017

Färöer im März 2017 (Teil 5)

22.03.2017

Der Plan, möglichst viele der Färöer-Inseln zu erkunden (alle geht in vier Tagen nicht sinnvoll), führt mich heute erstmal nach Sandoy. Vorher werden im Tórshavner Einkaufszentrum ein paar Erledigungen gemacht - vor allem der Nachschub an meinen geliebten Gifflar muß sichergestellt sein 😋

Da ich die Abfahrt der Fähre durch eine dumme Fehlinterpretation des Fahrplanes knapp verpaßt habe, bleibt mir nun Zeit die kleine Küstenstraße 58 nach Syðradalur hinauf; hier gibt es tolle Ausblicke auf die kleinen Inseln Koltur und Hestur. Pünktlich zur nächsten Abfahrt bin ich dann in Gamlarætt und rolle auf die Teistin, die Passagiere und Fahrzeuge in 30 Minuten nach Sandoy übersetzt.

Nach Sandoy
Viele finden die gerade auf den Färöern oder in Norwegen notwendigen Fährpassagen lästig; ich nicht. Für mich sind sie eine willkommene Bereicherung des Urlaubes - man macht eine Pause, trinkt einen Kaffee oder Tee, steht an der Reling und schaut zu, wie die Landschaft in angemessener Geschwindigkeit an einem vorbeizieht.

Auf der Teistin
Die Ticketpreise empfinde ich als nicht teuer und gemessen an den Gesamtkosten eines Urlaubs spielen sie keine große Rolle (es sei denn, man hat ein Wohnmobil der Kategorie "Kampfstern Galactica"). Im Zielhafen Skopun gibt es um diese Jahreszeit nicht viel zu sehen, aber die Strecke über den Inselrücken vermittelt (ha, ich schreib' schon wie der Denzel 😁) beeindruckende Ausblicke über einen kleinen See mit dem Nordmeer im Hintergrund.

Hochgelegener See im Vordergrund - hinten sieht man schwach das Meer
Gebäuderest auf Sandoy
In Sandur angekommen, zweigt eine kleine Straße in westlicher Richtung zur Küste ab. Weiter in westlicher Richtung kommt hier bis Grönland nichts mehr; daher hat der Wind genug Platz, um eine ordentliche Brandung aufzubauen, die sich an einem Riff vor der kleinen Bucht mit vernehmbaren Donnern bricht.

Damm über den Gróthúsvatn


In der geschützten Bucht selber könnte man sogar schwimmen, wenn das Wasser nicht im einstelligen Bereich temperiert wäre... Aber bis zu den Waden packe ich es! Ungemein erfrischend und die nun gut durchbluteten Füße sind sind für den Rest des Tages schön warm.


Bucht von Søltuvík
Die gleiche Fähre bringt mich wieder nach Streymoy zurück und dann geht es weiter nach Vagar.

Vorwärts in den kleinen Hafen...
... und dann rückwärts einparken!
Da auf dieser Insel auch der Flughafen der Färinger liegt, wurde wegen dem entsprechenden Verkehrsaufkommen ebenfalls ein Tunnel unter dem Meer angelegt. Dieser erreicht aber "nur" 100 m auf dem Tiefenmesser. Der Flugplatz wurde hier im II. Weltkrieg angelegt, da sich hier die einzige Fläche der Färöer fand, die über mehrere hundert Meter halbwegs waagerecht verläuft. Sie wurde noch über eine Art Rampe verlängert. Wer von Westen kommend zu tief anfliegt, landet nicht im Gras sondern steckt im Steilhang...
Sogar ein kleines Wäldchen gibt es auf den Färöern
Folgt man der Straße weiter, kommt man auf eine kleine Stichstraße (mal wieder...), die in Gásdalur endet. Interessant ist, daß dieser Weiler - mehr als ein paar Häuser sind es nicht - über einen gut 1 km langen Tunnel mit dem Rest der Inseln verbunden ist. Der vor der dortigen Küste liegende Tindhólmur wäre mal eine interessante Kletterpartie!



Was nicht gemauert ist, muß gut festgebunden sein!
An der Schneegrenze erkennt man den Tunnel nach Gásdalur
Große Orte rechtfertigen lange Tunnel
Im Gásdalur-Tunnel

Auf dem Weg zurück zahle ich die üblichen 100 Kr. Tauchgebühr, äh, Maut für den Unterseetunnel und dann rolle ich wieder in Richtung Hotel. Wie man auf den Bildern stellenweise sieht, hat das Wetter mal wieder keine Lust auf Sonne und überzieht die Gegend innerhalb von ein paar Minuten mit einer dekorativen Graupelschicht. Nachdem ich nun im Hotel die kurzfristig folgende Wetterbesserung abgewartet habe, flaniere ich ein bißchen durch den Hafen und die dicht angrenzende Altstadt. Man schaut der Smyril beim Ausparken zu, sieht, wie ein paar Ruderer, angefeuert von einer energischen Frauenstimme, ihr Boot zügig kreuz und quer durch den Hafen pullen.

Die Smyril macht sich auf den Weg nach Suðuroy
Ich passiere Tinganes mit dem wahrscheinlich romantischsten Regierungsviertel Europas und bestelle mir anschließend als Abendessen einen "Geronimo-Burger".



Tinganes
Es ist romantisch, abends durch die kleinen Gäßchen und zwischen den alten Häusern her zu laufen und sich dabei vorzustellen, daß man sich de facto mitten auf dem Nordmeer befindet. Ringsum über hunderte von km nichts als sturmgepeitschte See. Und hier eine Oase der Gemütlichkeit. Aus dieser wird mich die M/S Norröna morgen wieder der mitteleuropäischen Realität überstellen.

Das Tórshavener Gegenstück zum Flatiron Building ;-)
Ich würde hier gerne Asyl beantragen aber ich fürchte, Deutschland hat bei den Färingern den Status eines sicheren Herkunftslandes 😉 Vor dem Schlafengehen werden noch diverse Akkus geladen, der über 10,- € teure Moleskine-Kugelschreiber verflucht (er hat nicht mal 20 Seiten durchgehalten) und in der Folge weiter mit Bleistift notiert. Wehe, es gibt für dieses Kugeldings keine Ersatzmine!

Tórshavn
Keine Ahnung wo ich heut Nacht schlafen soll...
Das war ein wirklich erlebnisreicher Tag heute! Er enthielt alles, was zu einem amtlichen Urlaub gehört: Schiffspassagen, ein Aufenthalt am Strand und im Meer (naja... ), viel zu sehen und stellenweise sogar annehmbares Wetter. Jetzt wird noch die kleine Blog-Vorschau getippt und dann gehts ab in die Falle (die erst noch freigeräumt werden muß).

Montag, 1. Mai 2017

Färöer im März 2017 (Teil 4)

21.03.2017

Heute geht es zu den nördlichen Inseln Eysturoy, Borðoy, und Viðoy, die alle über Brücken und mit einem unterseeischen Tunnel miteinander verbunden sind. Erst folge ich der 10 und der 53 nach Saksun, welches über dem Meer am Ende eines kleinen, aber eindrucksvollen Fjords liegt.
Auf dem Weg nach Saksun
Friedhof Saksun
Das etwas Unpraktische an vielen Zielen auf den Färöern ist die Tatsache, daß sie am Ende einer Stichstraße liegen - man muß dann den gleichen Weg wieder zurück fahren.

Eiði 

Weiter geht es am Sundinifjord entlang nach Eiði und entlang einer halb in den Himmel gebauten Bergstraße, der 61, nach Gjógv. Auf dem Weg dorthin wäre der Slættaratindur, mit 882 m amtlicher höchster Berg der Färöer, zu sehen. Die Wolken sehen das aber natürlich anders, als ich vorbeikomme.

Straße No. 61




Gjógv ist ein malerischer Ort mit beeindruckenden Brandungswellen und einem pittoresken "Häfchen", in dem die Boote mit einer Art Standseilbahn in den wenige Meter breiten Fjord abgelassen und wieder an Land geholt werden.
Hafen von Gjógv


Nächstes Ziel ist Klaksvík, der Hauptort des nördlichen Teils des Inselarchipels. Hier dreht sich offenkundig alles um Fischfang. Vom kleinen Kutter bis zum großen Trawler ist alles vertreten. Eine kurze Umrechnung zeigt mit, daß Diesel auf diesen Inseln deutlich billiger als daheim ist. Umgerechnet 1,03 € pro Liter! Also mal eben frech vollgetankt und dabei auch gleich die Maut für den Tunnel bezahlt, der Eysturoy mit Borðoy verbindet und am tiefsten Punkt 150 m unter dem Meeresspiegel verläuft. Mit vollem Tank und nach eine gemütlichen Cafépause erkunde ich noch Múli über die geschotterte 75 und Viðareiði, mit gut 62° 20' den nördlichsten Ort der Färöer.

Legal auf Schotter fahren geht auf den Färöern auch
Langsam wird es Abend und ich rolle mit dem Berufsverkehr nach Tórshavn zurück. Auf dem Weg macht sich wieder das bemerkbar, was ich den "Island-Effekt" nenne: Auch gegenüber den prachtvollsten Landschaften stumpft man mit der Zeit ab. Beim ersten Wasserfall bleibt man stehen, steigt aus und macht Fotos. Poser-Stellung "ich vor einem isländischen Wasserfall!". Den hundertsten Wasserfall nimmt man noch aus den Augenwinkeln wahr und der tausendste ist noch noch so spannend wie ein Verkehrsschild auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit...

Typisch färingisch: überall Gaffer am Straßenrand
Das war ein spannender Tag! Bei den Straßen war ich froh, daß ich mit nem Allradler auf Winterreifen unterwegs war. Aber gleichzeitig: Hier muß ich nochmal hin. Im Sommer. Mit der Enduro! 👍

Mittwoch, 26. April 2017

Färöer im März 2017 (Teil 3)

20.03.2017

Als um 04:30 der Wecker klingelt, hat sich die See deutlich beruhigt. In einer halben Stunde legt das Schiff in Tórshavn an; man ist vorgewarnt, daß es nach dem Festmachen anderthalb Stunden dauern kann, bis man mit dem Auto von Bord kommt. Erst muß unten die Container- und Frachtrampe freigemacht sein, bevor die PKW auf dem oberen Parkdeck raus können.

Immerhin ist mein Auto zwischenzeitlich nicht geklaut worden ;-)
Tja. Und nun? Was macht man morgens um 06:30 in Tórshavn? Nicht viel. Das Hotelzimmer kann ich um die Uhrzeit eh' noch nicht beziehen; daher beschließe ich eine kleine Schnuppertour durch die Umgebung. Hier bietet sich die Route No. 50 an, die von der Hauptstadt aus über das "Landesinnere" (man kann sich auf den Färöern nie mehr als 5 km von der Küste entfernen) führt.

Wow, was für Ausblicke!

Auf der "scenic road" No. 50

Gleichzeitig bin ich froh, mit dem winterbereiften PKW unterwegs zu sein. Die Streckenführung ist zwar eine Wucht, aber stellenweise vereiste Kurven wie Steigungen sind nichts für ein Motorrad. Es sei denn, man hat eine Beiwagenmaschine mit Spikereifen.


Weiter geht es an der Westküste von Streymoy entlang bis Vestmanna. Aber auch hier ist noch nichts los. So rolle ich dann gemütlich über die Parallelstrecke nach Tórshavn zurück und finde dort auch direkt das Hotel Streym.


Nach dem Einchecken lege ich mich erst mal ein bißchen hin und kompensiere das frühe Aufstehen. Am Nachmittag laufe ich dann ein bißchen durch die Stadt, genieße Kaffe & Kuchen im Hafen und sehe mir die schnittige "Smyril" an, die im Liniendienst Tórshavn mit Suduroy, der südlichsten Färöerinsel, verbindet.



Auf dem Weg zurück ins Hotel nutze ich noch die alte Stadtfestung als dankbares Fotomotiv, bevor ich dann am Abend in Ruhe überlege was ich nun am nächsten Tag mache.

Auf der alten Festung
Kleine Tórshavener Szene. Die Buchhandlung ist sehenswert!
Yachthafen
Auch das ist Tórshavn!
Blick von der Festung Richtung Osten
Nein, damit werden keine Walfanggegner bekämpft! ;-)