Sonntag, 26. März 2017

Frühjahrserwachen in Tirol

Wie immer, wenn ich von einer richtigen Reise zurückkomme, kann ich am nächsten Tag nicht einfach daheim sein, sondern muß irgendwas machen. In der Woche werde ich voraussichtlich dazu kommen, die vielen Fotos und Videos von den Färöern zu sichten und für den folgenden Reisebericht im Blog aufzubereiten. Die Reiseausrüstung ist verräumt, die Wäsche hängt zum Trocknen auf dem Ständer und obwohl ich gestern einen Parforceritt von 1.300 km von Hirtshals Richtung Süden abgeleistet habe, zieht es mich heute ein bißchen (nachdem ich wie ein Toter geschlafen habe) vor die Tür.

Auf dem Irschenberg
Der Tacho der GS hat sich in diesem Jahr zwar schon um einige km weitergedreht, aber in die Berge habe ich mich heuer noch nicht getraut. Salz möchte ich dem Töff nicht antun und evtl. noch stellenweise vereiste Kurven braucht auch kein Zweiradfahrer. Heute ist es aber wirklich schön und es wird eine kleine Tour zu einem netten Café nach Kufstein beschlossen. Auf verwinkelten Nebenstraßen geht es durch Holzkirchen, Miesbach und am Wendelstein vorbei, über den Ursprungpaß und Hinterthiersee nach Kufstein. Trockene kurvige Straßen, die ersten Serpentinen in diesem Jahr und grüßende entgegenkommende Biker(innen) - das paßt alles!

In der Bohne Tirols gibt es eine Pause und dann geht es erstmal am Inn entlang weiter. Auf dem Irschenberg, den die meisten wohl nur von der A8 her kennen, kann man auf der Rückfahrt schön den Ausblick über die Alpen genießen, bevor man wieder gemütlich heimfährt.

Vor der Festung Kufstein
... und grad vorhin hab ich noch die Überweisung für die Autozug-Buchung (Motorradzug eigentlich *g*) des nächsten Urlaubs getätigt. Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub! Im Juli geht es mit gepacktem Töff im Nachtzug von München Ost nach Hamburg-Altona. Skandinavien, ich komme! 😀

Dienstag, 21. März 2017

Zu Lande, zu Wasser und 150 Meter unter dem Meer

Moin moin bzw. heï 😃

Was macht man, wenn man Ende März eine Woche Urlaub hat? Zuhause rumgammeln? Mit Ryan-Air nach Mallorca? Nein danke. Da ich noch nie auf den Färöern war, möchte ich ebendort hin. Flugzeug? Kann ja jede(r). Außerdem kann ich meine Kamerasachen dann nicht alle mitnehmen und müßte auch noch einen Mietwagen bezahlen. Aber man kann ja sein eigenes Fahrzeug mitnehmen wenn man sich auf der Norröna einbucht! Hier rächt sich ein bißchen der (ansonsten recht angenehme) Wohnort vor der Haustür der Alpen: von dahoam bis Hirtshals sind es satte 1.300 km.

MS Norröna
Fassen wir zusammen: 1.300 km bis Norddänemark, dann knapp zwei Tage mit der Fähre durchs Nordmeer, dann knapp vier Tage Aufenthalt vor Ort, anschließend die gleiche Strecke in umgekehrter Reihenfolge zurück. Auch wenn die Smyril-Line in der absoluten Nebensaison günstige Preise bietet: das ist verrückt. Stimmt! Also buche ich 😄

Kurzzeitig überlege ich, ob ich nicht vielleicht das Motorrad statt dem Auto mitnehmen soll. Der Entschluß eben dies nicht zu tun, stellt sich später als goldrichtig heraus. Aber davon eben später mehr! Im Moment sitze ich in Tórshavn vor dem MacBook und schreibe diesen kleinen Appetizer, bevor ich dann, wenn ich wieder daheim bin, einen mehr oder weniger ordentlichen Reiseblog mit vielen Fotos verfasse.

30.000 PS verabschieden sich von Mitteleuropa
So viel nur vorab: Es lohnt sich! Die Anfahrt muß man einfach schlucken (Muschelschuber/innen habens da besser bzw. kürzer), mit einem richtigen Schiff fahren ist ohnehin toll, das Inselarchipel im Nordmeer ist von hochbegabten Landschaftsarchitekten und Straßenverlaufsplanern gebaut und mit dem eigenen Auto oder Motorrad für nur wenige Kronen 2x auf richtige Tauchfahrt zu gehen ist auch interessant. Die Baureihe VII C (zu besichtigen in Laboe) war meines Wissens für 100 m ausgelegt. Ich biete mit Subaru Outback 150!

Ciao & bis bald,
Rüdiger

... Fortsetzung folgt


Badestrand bei Gjógv (62° 20' N)

Donnerstag, 16. März 2017

Auf den Turm und durch den Krater (II)



Beim Aufwachen war es kurz vor acht.
Bis auf die Tatsache, daß es im Hotelzimmer etwas zu warm war (die Heizung ließ sich leider nicht einstellen), habe ich gut geschlafen. Nach einem Frühstücksbuffet das keine Wünsche offen ließ packte ich meine Sachen und lud diese auf mein zweirädriges Yak. Nachts hatte es ein wenig geregnet und der Sonntag war nicht mehr so schön wie der Tag davor. Ein bißchen grau in grau und Temperatur um die 7°C.

Die ersten Kilometer ging es auf der gleichen Strecke zurück, die ich nach Nördlingen hineingefahren bin und Außerhalb des Rieskraters gibt es gleich wieder schön zu fahrende Hügelstrecken durch das bayerische Schwaben. Es ist noch nichts los auf den Straßen und in der Kühle des Morgens durch leicht neblige Täler zu fahren, taufeuchte Biegungen zu durchkurven und hinter jeder Kuppe einen neuen Ausblick zu haben, hat beinahe etwas Meditatives.


Sehr bald komme ich nach Diemantstein, wo die Pfarrkirche St. Ottilia sehr dominant, einer Burg gleich, über dem Ort thront. In der Tat befand sich hier vor der Kirche der Sitz derer von Diemantstein, bis die Burg wahrscheinlich eines Tages im Zuge einer außergerichtlichen Streitbeilegung mit einem anderen Adelsclan verschwand...


Wider Erwarten kann man durch den Parrhof auf den Burgstall bzw. Kirchenhügel hinauffahren und den Ausblick über das Land genießen.


Weiter geht es via Dillingen und Wertingen nach Aichach, wo ich eine Pause mache. Es ist nicht ganz einfach, die enorme Geräuschkulisse im Café auszublenden, in dem scheinbar die halbe Stadt bruncht. In meinen Motorradsachen entspreche ich nicht ganz dem scheinbaren Dresscode hier. Man trägt 20 kg Übergewicht und zwängt dieses in ein dünnes, hautenges Sweatshirt das jede Speckfalte nachzeichnet. Gemütlich geht anders aber ich habe so spontan nichts anderes gefunden. Aber egal: ich leere die Capputasse, esse den Käsekuchen auf und dann geht es weiter.

So etwa ab Dachau habe ich wieder das Gefühl, daheim zu sein. Auf größeren Zubringerstraßen die sich leider nicht sinnvoll umfahren lassen, geht es nach München hinein. Sonntags ist der Stadtverkehr sogar halbwegs erträglich.

Im Hintergrund lugt bereits der Olympiaturm hervor
Dann, nach einem kleinen Schlußsprint auf der A8 (zum Reinigen der Auslaßventile) bin ich auch schon wieder in Ottobrunn und damit daheim.

// 430 km // Ø 4,1 l/100 km

Mittwoch, 15. März 2017

Auf den Turm und durch den Krater

Dieser Bericht beschreibt die erste Wochenendtour, die ich mit der F800GS Adventure in diesem Jahr vom 04. bis 05.03.17 gemacht habe. Es ging von München erst nach Ulm und dann weiter nach Nördlingen; von dort aus dann am nächsten Tag zurück.

Auf dem Kraterrand des Nördlinger Rieses
Gegen 07:30 aufgestanden und in Ruhe das Töff gesattelt - halt so die paar Sachen, die man für eine Tour mit einer Übernachtung braucht. Da in dieser Gegend Anfang März noch kaum Campingplätze geöffnet haben, beschließe ich mir heute Abend ein Hotel zu suchen.
Gestern im Bett ist mir noch eingefallen, daß ich zwei kleine Vorhängeschlösser für den Tankrucksack und die Hecktasche brauchen könnte. Nicht daß das einen finster entschlossenen Dieb aufhalten könnte aber zumindest "die Gelegenheit" wird erschwert. Das wird dann der zweite Routenstopp bei meinem Lieblingsausrüster, Lauche & Maas. Aber der erste findet, wie so oft bei mir, nach 500 m in meinem Ottobrunner Lieblingscafé statt. Dort wurde erst mal lecker gefrühstückt und dann weiter zum Schlösserkauf!

Durch die Stadt und auf Nebenstrecken (es heißt ja nicht umsonst Auto- statt Motorradbahn) fahre ich über Sendling zu L&M, wo ich schnell zwei günstige Zahlenschlösser finde die so klein sind, daß sie durch die Reisverschluß-Ösen am Rucksack passen. Jetzt kann man das Töff auch mal wo stehen lassen und dabei eine halbe Sorge weniger haben.

Klosterlechfeld


Weiter gehts Richtung Ammersee und von da aus nach Klosterlechfeld. Es ist nicht allzu warm und daher laufe ich ein bißchen umher, fotografiere die Kirche und kehre dann in einem Café ein, wo ich bei einer Tasse Tee den ersten Teil des Reisetagebuches schreibe.


Zwischen Klosterlechfeld und Thannhausen, dem zweiten Abschnitt, gibt es ein paar Kurven und 10% Steigungen die schon fast Spaß machen. Da dies gewisse Kollegen der "Heizerfraktion" auch so zu sehen scheinen und ihren Fahrstil erst beim Unterqueren der Leitplanke als zu schnell einstufen, gibt es ein überwachtes 80 km/h Limit.

Der zweite Pausenstopp, das Tannhauser Postcafé, erweist sich als guter Planungstreffer. Schon von außen schaut es gediegen und gemütlich aus und innen kann es diesbezüglich voll mithalten.

Postcafé in Thannhausen

Daß ich Samstag Mittag anfangs der einzige Gast bin, liegt nicht am Kuchen und auch nicht an der Bedienung - beides ist einwandfrei. Ah, jetzt kommen noch weitere Gäste, ein freundlich grüßendes älteres Paar setzt sich in die Ecke.


Soo, Tee und Kuchen waren lecker. Jetzt geht es auf die letzte Etappe zum ersten Hauptziel für heute, dem Ulmer Münster. 161,53 m in Stufen hinauf. Ich war noch nie da und bin entsprechend gespannt.

Ulm. Der erste Eindruck ist nicht so berauschend. Viel Industrie, viele Bürogebäude die einen Designpreis gewonnen zu haben scheinen. Am Münsterplatz wird gerade der Markt abgebaut und dementsprechend ist der Trubel - aber für ein Motorrad findet sich immer ein Platz. Ich will also auf das Münster. Am Drehkreuz des Eingangs sind ein paar Asia-Touris vor mir, die mit "Eintrittskarte unter den Scanner halten" überfordert sind. Aber zuletzt schaffen sie es doch.

Sofort geht es in einer steilen engen Wendeltreppe im Sandsteinturm hinauf. Zum Glück gibt es getrennte Auf- und Abgänge, sonst ginge wohl nichts mehr. Oder...?

Zwischenetappe auf dem Turmdach


Irgendwann ist man dann im Glockenstuhl und dann später auf dem Turmdach. Aber das ist noch nicht das Ende! Auf dem Turmdach befindet sich eine lange dünne Steinsäule, in der sich eine noch engere Treppe bis in die Spitze wendelt. Getrennter Auf- und Abstieg wäre allein baulich schon nicht möglich. Aber wie begegnet man sich da? Wie kommt man aneinander vorbei? Mit ein wenig Freeclimbing-Erfahrung und Schwindelfreiheit geht es. Diese letzte Treppe ist definitiv nichts für Kirchenbesucher mit Höhen- oder Platzangst oder Gleichgewichtsproblemen oder Stöckelschuhen oder oder...

IN der Säule geht es noch höher!

Nachdem ich mich viele Male noch dünner gemacht habe, komme ich schließlich mit anderen Besuchern ganz oben an. Kinder sind hier ganz klar im Vorteil und wuseln sich einfach durch. Auf der obersten Galerie aneinander vorbeizukommen, ist definitiv unmöglich. Wer hier oben auf's Klo muß, hat Pech! Langsam wandert man mit der Masse einmal herum und macht sich dann wieder an den steilen Abstieg.


Eine gute Zeit später bin ich wieder unten und atme erstmal tief durch. Die Märktstände sind inzwischen verflogen und auch sonst hat die Innenstadt nichts, was ich jetzt in Motorradklamotten erkunden möchte. So wird dann rasch die F800GS gefunden und Tank- und Heckrucksack werden für ungeöffnet befunden 😊

Ulm, am Münsterplatz
Bevor ich die Stadt verlasse, wird noch das Spritfaß der Adventure auf das Voll-Niveau von 24 l gebracht. Bei einem Durchschnittsverbrauch von gut 4 l/100 km ist damit das Restwochenende gesichert. Man wurschtelt sich aus der Innenstadt heraus und nun geht es über sanfte Hügel und durch sanfte Kurven, die fast immer im 5. oder 6 Gang genommen werden können, in nordwestlicher Richtung durchs Ingenland. Ich nenne es spontan so nachdem ich feststelle daß viele Ortsnamen hier auf -ingen enden. Bopfingen, Elchingen, Herbrechtingen, Nördlingen...

Irgendwann werden dann die vormals sanften Hügel plötzlich steiler und irgendwie gröber: ich nähere mich dem Kraterrand des Nördlingen Rieses. Oben angekommen biege ich von der Straße auf einen Feldweg ab und und treibe die GS weiter bergauf auf die Hügelkuppe. Hier bewähren sich mal wieder die Heidenau K60 Scout Reifen - sie sind auch auf losem Untergrund und Schotter gut zu gebrauchen. Es eröffnet sich nun ein guter Überblick über den Rieskrater mit Nördlingen und seinem Daniel in der Mitte. Hier krachte also vor gut 15 Millionen Jahren ein Meteorit von ca. 1 km Durchmesser hinein; die Wucht des Einschlags stellte die zerstörerische Energie aller Atomwaffen dieser Welt zusammen in den Schatten. Im Umkreis von 100 km war alles Leben mit einem Schlag ausgelöscht, die Auswurfbrocken flogen bis ins 450 km entfernte Böhmen und den 20 km durchmessenden Krater sieht man noch heute. In Nördlingen selber gibt es ein sehr besuchenswertes Museum zu diesem Ereignis.

Nördlingen im Ries
Langsam tuckere ich durch die Straßen der romantischen Altstadt, die fast nur aus historischen Gebäuden besteht und noch von einer richtigen (begehbaren!) Stadtmauer umgeben ist. Direkt am Daniel, der eigentlich St.-Georgs-Kirche heißt, finde ich ein nettes kleines Hotel mit angeschlossener Konditorei. Wie praktisch 😋

Ich beziehe mein Zimmer und ruhe mich erstmal aus. Fotos sind von der Kamera auf das Handy zu übertragen und duschen möchte ich auch. Frisch und ausgeruht stromere ich durch die abendliche Stadt, finde eine gute Pizzeria und ein Irish Pub, in welchem ich bei einem Guinness die Eindrücke des Tages im Reisetagebuch notiere. Im Hintergrund läuft irgendein Fußballspiel aber das interessiert mich wie immer überhaupt nicht.


Das Bier gibt mir genau die richtige Bettschwere. Es ist zwar erst viertel nach acht, aber heute werde ich (wie fast immer auf Reisen) gut schlafen. Davor liege ich dann meist noch mit dem iPad auf dem Bett und plane die Route für den nächsten Tag.

Altstadt von Nördlingen
Nachtrag 20:40
Ach liebes Reisetagebuch, was soll ich nur machen? Jetzt ist mir auf dem Weg ins Hotelzimmer doch tatsächlich ein kleines Eiscafé zugelaufen... aber Eis & Cappuccino bilden einfach einen klasse Nachtisch!

So, das war der erste Streich. Über den nächsten Tag berichte ich in Kürze! Wer mag, kann ja einen kleinen Kommentar abgeben...