Dieser Bericht beschreibt die erste Wochenendtour, die ich mit der F800GS Adventure in diesem Jahr vom 04. bis 05.03.17 gemacht habe. Es ging von München erst nach Ulm und dann weiter nach Nördlingen; von dort aus dann am nächsten Tag zurück.
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Auf dem Kraterrand des Nördlinger Rieses |
Gegen 07:30 aufgestanden und in Ruhe das Töff gesattelt - halt so die paar Sachen, die man für eine Tour mit einer Übernachtung braucht. Da in dieser Gegend Anfang März noch kaum Campingplätze geöffnet haben, beschließe ich mir heute Abend ein Hotel zu suchen.
Gestern im Bett ist mir noch eingefallen, daß ich zwei kleine Vorhängeschlösser für den Tankrucksack und die Hecktasche brauchen könnte. Nicht daß das einen finster entschlossenen Dieb aufhalten könnte aber zumindest "die Gelegenheit" wird erschwert. Das wird dann der zweite Routenstopp bei meinem Lieblingsausrüster,
Lauche & Maas. Aber der erste findet, wie so oft bei mir, nach 500 m in meinem Ottobrunner Lieblingscafé statt. Dort wurde erst mal lecker gefrühstückt und dann weiter zum Schlösserkauf!
Durch die Stadt und auf Nebenstrecken (es heißt ja nicht umsonst Auto- statt Motorradbahn) fahre ich über Sendling zu L&M, wo ich schnell zwei günstige Zahlenschlösser finde die so klein sind, daß sie durch die Reisverschluß-Ösen am Rucksack passen. Jetzt kann man das Töff auch mal wo stehen lassen und dabei eine halbe Sorge weniger haben.
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Klosterlechfeld |
Weiter gehts Richtung Ammersee und von da aus nach Klosterlechfeld. Es ist nicht allzu warm und daher laufe ich ein bißchen umher, fotografiere die Kirche und kehre dann in einem Café ein, wo ich bei einer Tasse Tee den ersten Teil des Reisetagebuches schreibe.
Zwischen Klosterlechfeld und Thannhausen, dem zweiten Abschnitt, gibt es ein paar Kurven und 10% Steigungen die schon fast Spaß machen. Da dies gewisse Kollegen der "Heizerfraktion" auch so zu sehen scheinen und ihren Fahrstil erst beim Unterqueren der Leitplanke als zu schnell einstufen, gibt es ein überwachtes 80 km/h Limit.
Der zweite Pausenstopp, das Tannhauser Postcafé, erweist sich als guter Planungstreffer. Schon von außen schaut es gediegen und gemütlich aus und innen kann es diesbezüglich voll mithalten.
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Postcafé in Thannhausen |
Daß ich Samstag Mittag anfangs der einzige Gast bin, liegt nicht am Kuchen und auch nicht an der Bedienung - beides ist einwandfrei. Ah, jetzt kommen noch weitere Gäste, ein freundlich grüßendes älteres Paar setzt sich in die Ecke.
Soo, Tee und Kuchen waren lecker. Jetzt geht es auf die letzte Etappe zum ersten Hauptziel für heute, dem Ulmer Münster. 161,53 m in Stufen hinauf. Ich war noch nie da und bin entsprechend gespannt.
Ulm. Der erste Eindruck ist nicht so berauschend. Viel Industrie, viele Bürogebäude die einen Designpreis gewonnen zu haben scheinen. Am Münsterplatz wird gerade der Markt abgebaut und dementsprechend ist der Trubel - aber für ein Motorrad findet sich immer ein Platz. Ich will also auf das Münster. Am Drehkreuz des Eingangs sind ein paar Asia-Touris vor mir, die mit "Eintrittskarte unter den Scanner halten" überfordert sind. Aber zuletzt schaffen sie es doch.
Sofort geht es in einer steilen engen Wendeltreppe im Sandsteinturm hinauf. Zum Glück gibt es getrennte Auf- und Abgänge, sonst ginge wohl nichts mehr. Oder...?
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Zwischenetappe auf dem Turmdach |
Irgendwann ist man dann im Glockenstuhl und dann später auf dem Turmdach. Aber das ist noch nicht das Ende! Auf dem Turmdach befindet sich eine lange dünne Steinsäule, in der sich eine noch engere Treppe bis in die Spitze wendelt. Getrennter Auf- und Abstieg wäre allein baulich schon nicht möglich. Aber wie begegnet man sich da? Wie kommt man aneinander vorbei? Mit ein wenig Freeclimbing-Erfahrung und Schwindelfreiheit geht es. Diese letzte Treppe ist definitiv nichts für Kirchenbesucher mit Höhen- oder Platzangst oder Gleichgewichtsproblemen oder Stöckelschuhen oder oder...
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IN der Säule geht es noch höher! |
Nachdem ich mich viele Male noch dünner gemacht habe, komme ich schließlich mit anderen Besuchern ganz oben an. Kinder sind hier ganz klar im Vorteil und wuseln sich einfach durch. Auf der obersten Galerie aneinander vorbeizukommen, ist definitiv unmöglich. Wer hier oben auf's Klo muß, hat Pech! Langsam wandert man mit der Masse einmal herum und macht sich dann wieder an den steilen Abstieg.
Eine gute Zeit später bin ich wieder unten und atme erstmal tief durch. Die Märktstände sind inzwischen verflogen und auch sonst hat die Innenstadt nichts, was ich jetzt in Motorradklamotten erkunden möchte. So wird dann rasch die F800GS gefunden und Tank- und Heckrucksack werden für ungeöffnet befunden 😊
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Ulm, am Münsterplatz |
Bevor ich die Stadt verlasse, wird noch das Spritfaß der Adventure auf das Voll-Niveau von 24 l gebracht. Bei einem Durchschnittsverbrauch von gut 4 l/100 km ist damit das Restwochenende gesichert. Man wurschtelt sich aus der Innenstadt heraus und nun geht es über sanfte Hügel und durch sanfte Kurven, die fast immer im 5. oder 6 Gang genommen werden können, in nordwestlicher Richtung durchs Ingenland. Ich nenne es spontan so nachdem ich feststelle daß viele Ortsnamen hier auf -ingen enden. Bopfingen, Elchingen, Herbrechtingen, Nördlingen...
Irgendwann werden dann die vormals sanften Hügel plötzlich steiler und irgendwie gröber: ich nähere mich dem Kraterrand des Nördlingen Rieses. Oben angekommen biege ich von der Straße auf einen Feldweg ab und und treibe die GS weiter bergauf auf die Hügelkuppe. Hier bewähren sich mal wieder die
Heidenau K60 Scout Reifen - sie sind auch auf losem Untergrund und Schotter gut zu gebrauchen. Es eröffnet sich nun ein guter Überblick über den
Rieskrater mit Nördlingen und seinem
Daniel in der Mitte. Hier krachte also vor gut 15 Millionen Jahren ein Meteorit von ca. 1 km Durchmesser hinein; die Wucht des Einschlags stellte die zerstörerische Energie aller Atomwaffen dieser Welt zusammen in den Schatten. Im Umkreis von 100 km war alles Leben mit einem Schlag ausgelöscht, die Auswurfbrocken flogen bis ins 450 km entfernte Böhmen und den 20 km durchmessenden Krater sieht man noch heute. In Nördlingen selber gibt es ein sehr besuchenswertes
Museum zu diesem Ereignis.
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Nördlingen im Ries |
Langsam tuckere ich durch die Straßen der romantischen Altstadt, die fast nur aus historischen Gebäuden besteht und noch von einer richtigen (begehbaren!) Stadtmauer umgeben ist. Direkt am Daniel, der eigentlich St.-Georgs-Kirche heißt, finde ich ein nettes kleines Hotel mit angeschlossener Konditorei. Wie praktisch 😋
Ich beziehe mein Zimmer und ruhe mich erstmal aus. Fotos sind von der Kamera auf das Handy zu übertragen und duschen möchte ich auch. Frisch und ausgeruht stromere ich durch die abendliche Stadt, finde eine gute Pizzeria und ein Irish Pub, in welchem ich bei einem Guinness die Eindrücke des Tages im Reisetagebuch notiere. Im Hintergrund läuft irgendein Fußballspiel aber das interessiert mich wie immer überhaupt nicht.
Das Bier gibt mir genau die richtige Bettschwere. Es ist zwar erst viertel nach acht, aber heute werde ich (wie fast immer auf Reisen) gut schlafen. Davor liege ich dann meist noch mit dem iPad auf dem Bett und plane die Route für den nächsten Tag.
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Altstadt von Nördlingen |
Nachtrag 20:40
Ach liebes Reisetagebuch, was soll ich nur machen? Jetzt ist mir auf dem Weg ins Hotelzimmer doch tatsächlich ein kleines Eiscafé zugelaufen... aber Eis & Cappuccino bilden einfach einen klasse Nachtisch!
So, das war der erste Streich. Über den nächsten Tag berichte ich in Kürze! Wer mag, kann ja einen kleinen Kommentar abgeben...