Sonntag, 14. Mai 2017

Färöer im März 2017 (Teil 5)

22.03.2017

Der Plan, möglichst viele der Färöer-Inseln zu erkunden (alle geht in vier Tagen nicht sinnvoll), führt mich heute erstmal nach Sandoy. Vorher werden im Tórshavner Einkaufszentrum ein paar Erledigungen gemacht - vor allem der Nachschub an meinen geliebten Gifflar muß sichergestellt sein 😋

Da ich die Abfahrt der Fähre durch eine dumme Fehlinterpretation des Fahrplanes knapp verpaßt habe, bleibt mir nun Zeit die kleine Küstenstraße 58 nach Syðradalur hinauf; hier gibt es tolle Ausblicke auf die kleinen Inseln Koltur und Hestur. Pünktlich zur nächsten Abfahrt bin ich dann in Gamlarætt und rolle auf die Teistin, die Passagiere und Fahrzeuge in 30 Minuten nach Sandoy übersetzt.

Nach Sandoy
Viele finden die gerade auf den Färöern oder in Norwegen notwendigen Fährpassagen lästig; ich nicht. Für mich sind sie eine willkommene Bereicherung des Urlaubes - man macht eine Pause, trinkt einen Kaffee oder Tee, steht an der Reling und schaut zu, wie die Landschaft in angemessener Geschwindigkeit an einem vorbeizieht.

Auf der Teistin
Die Ticketpreise empfinde ich als nicht teuer und gemessen an den Gesamtkosten eines Urlaubs spielen sie keine große Rolle (es sei denn, man hat ein Wohnmobil der Kategorie "Kampfstern Galactica"). Im Zielhafen Skopun gibt es um diese Jahreszeit nicht viel zu sehen, aber die Strecke über den Inselrücken vermittelt (ha, ich schreib' schon wie der Denzel 😁) beeindruckende Ausblicke über einen kleinen See mit dem Nordmeer im Hintergrund.

Hochgelegener See im Vordergrund - hinten sieht man schwach das Meer
Gebäuderest auf Sandoy
In Sandur angekommen, zweigt eine kleine Straße in westlicher Richtung zur Küste ab. Weiter in westlicher Richtung kommt hier bis Grönland nichts mehr; daher hat der Wind genug Platz, um eine ordentliche Brandung aufzubauen, die sich an einem Riff vor der kleinen Bucht mit vernehmbaren Donnern bricht.

Damm über den Gróthúsvatn


In der geschützten Bucht selber könnte man sogar schwimmen, wenn das Wasser nicht im einstelligen Bereich temperiert wäre... Aber bis zu den Waden packe ich es! Ungemein erfrischend und die nun gut durchbluteten Füße sind sind für den Rest des Tages schön warm.


Bucht von Søltuvík
Die gleiche Fähre bringt mich wieder nach Streymoy zurück und dann geht es weiter nach Vagar.

Vorwärts in den kleinen Hafen...
... und dann rückwärts einparken!
Da auf dieser Insel auch der Flughafen der Färinger liegt, wurde wegen dem entsprechenden Verkehrsaufkommen ebenfalls ein Tunnel unter dem Meer angelegt. Dieser erreicht aber "nur" 100 m auf dem Tiefenmesser. Der Flugplatz wurde hier im II. Weltkrieg angelegt, da sich hier die einzige Fläche der Färöer fand, die über mehrere hundert Meter halbwegs waagerecht verläuft. Sie wurde noch über eine Art Rampe verlängert. Wer von Westen kommend zu tief anfliegt, landet nicht im Gras sondern steckt im Steilhang...
Sogar ein kleines Wäldchen gibt es auf den Färöern
Folgt man der Straße weiter, kommt man auf eine kleine Stichstraße (mal wieder...), die in Gásdalur endet. Interessant ist, daß dieser Weiler - mehr als ein paar Häuser sind es nicht - über einen gut 1 km langen Tunnel mit dem Rest der Inseln verbunden ist. Der vor der dortigen Küste liegende Tindhólmur wäre mal eine interessante Kletterpartie!



Was nicht gemauert ist, muß gut festgebunden sein!
An der Schneegrenze erkennt man den Tunnel nach Gásdalur
Große Orte rechtfertigen lange Tunnel
Im Gásdalur-Tunnel

Auf dem Weg zurück zahle ich die üblichen 100 Kr. Tauchgebühr, äh, Maut für den Unterseetunnel und dann rolle ich wieder in Richtung Hotel. Wie man auf den Bildern stellenweise sieht, hat das Wetter mal wieder keine Lust auf Sonne und überzieht die Gegend innerhalb von ein paar Minuten mit einer dekorativen Graupelschicht. Nachdem ich nun im Hotel die kurzfristig folgende Wetterbesserung abgewartet habe, flaniere ich ein bißchen durch den Hafen und die dicht angrenzende Altstadt. Man schaut der Smyril beim Ausparken zu, sieht, wie ein paar Ruderer, angefeuert von einer energischen Frauenstimme, ihr Boot zügig kreuz und quer durch den Hafen pullen.

Die Smyril macht sich auf den Weg nach Suðuroy
Ich passiere Tinganes mit dem wahrscheinlich romantischsten Regierungsviertel Europas und bestelle mir anschließend als Abendessen einen "Geronimo-Burger".



Tinganes
Es ist romantisch, abends durch die kleinen Gäßchen und zwischen den alten Häusern her zu laufen und sich dabei vorzustellen, daß man sich de facto mitten auf dem Nordmeer befindet. Ringsum über hunderte von km nichts als sturmgepeitschte See. Und hier eine Oase der Gemütlichkeit. Aus dieser wird mich die M/S Norröna morgen wieder der mitteleuropäischen Realität überstellen.

Das Tórshavener Gegenstück zum Flatiron Building ;-)
Ich würde hier gerne Asyl beantragen aber ich fürchte, Deutschland hat bei den Färingern den Status eines sicheren Herkunftslandes 😉 Vor dem Schlafengehen werden noch diverse Akkus geladen, der über 10,- € teure Moleskine-Kugelschreiber verflucht (er hat nicht mal 20 Seiten durchgehalten) und in der Folge weiter mit Bleistift notiert. Wehe, es gibt für dieses Kugeldings keine Ersatzmine!

Tórshavn
Keine Ahnung wo ich heut Nacht schlafen soll...
Das war ein wirklich erlebnisreicher Tag heute! Er enthielt alles, was zu einem amtlichen Urlaub gehört: Schiffspassagen, ein Aufenthalt am Strand und im Meer (naja... ), viel zu sehen und stellenweise sogar annehmbares Wetter. Jetzt wird noch die kleine Blog-Vorschau getippt und dann gehts ab in die Falle (die erst noch freigeräumt werden muß).

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