Sonntag, 2. April 2017

Färöer im März 2017 (Teil 1)


17.03.2017

Das La Bonta in Hjørring
Tja, nun sitze ich hier im Café La Bonta in Hjørring bei einem sehr starken Tee und zwei kleinen Kuchenteilchen. Die letzte Nacht verbrachte ich komplett im Auto, das bei Dauerregen von München nach Hirtshals getrieben wurde. 1.300 km mit ein paar Pausen zum kurzen Schlafen, Tanken und Kaffee trinken.
Quasi in dem Moment, in dem ich frühmorgens die Deutsch-Dänische Grenze überquerte, ging auch noch der Regen in Schneeregen über.

Willkommen in Dänemark!
Als ich aber gegen 09:30 am Fährterminal in Hirtshals ankomme, herrscht strahlender Sonnenschein und die Norröna trudelt gerade in den Hafen ein. Da das Boarding frühestens um 12 Uhr beginnt, gönne ich mir im Ort ein kleines Frühstück und fahre dann ein kurzes Stück nach Hjørring, um den auf der Karte nett aussehenden Nachbarort zu erkunden. Hier schreibe ich jetzt den ersten Reisetagebucheintrag und werde dann gegen Mittag am Schiff Einlaß begehren.

Frühstück in Dänemark: Rührei mit Speck, Brötchen mit gesalzener Butter, dazu Kaffee und O-Saft

Die Norröna läuft in Hirtshals ein
Auf dem Rückweg nach Hirtshals schaue ich noch beim Leuchtturm vorbei; er liegt auf einer Anhöhe neben einem alten Bunkersystem aus dem II. Weltkrieg und bietet einen schönen Blick auf das Meer und über Hirtshals.
Hirtshalser Leuchtturm

Bunkermuseum
Ziemlich genau um 12 Uhr fahre ich beim Check-In vor, wo ich die ausgedruckte Buchung und meinen Reisepaß (Personalausweise akzeptieren die Färinger nur von Skandinaviern; aber als EU-Bürger benötigt man kein Visum) vorzeige; 10 Sekunden später habe ich die Bordkarte in der Hand und kann mich in die Autoschlange einreihen. Die Wartezeit überbrücke ich mit ein bißchen spazieren gehen, im Kindle lesen und mit anderen Reisenden ein paar kurze Schwätzchen halten. 

Etwa um 14 Uhr scheint man die für Island bestimmte Fracht verstaut zu haben und nun kommen die Sachen für die Färöer und entsprechenden Fahrzeuge an die Reihe. Da die Norröna kein Schiff ist, in das man hinten rein- und vorne wieder rausfährt (oder umgekehrt), müssen die Fahrzeuge und Container die auf den Färöern als erstes raus müssen, als letztes rein. Was passieren kann, wenn so etwas - natürlich nicht bei der Smyril Line - schief geht, erfährt man vom Team des Explorermagazins 😆 Aber für mich geht es an Bord der Norröna und alles wird gut werden:


So um 14:30 ist alles verräumt und verzurrt und von mir aus kann es nun losgehen! Um 15 Uhr, der planmäßigen Abfahrtzeit, passiert nichts und eine halbe Stunde später liegt die Fähre immer noch vertäut im Hafen. Ich erkunde derweil ein bißchen das Schiff. An der Laderampe ich man um 16 Uhr immer noch emsig dabei, Containerauflieger ins Fahrzeugdeck zu schlichten. Die Fahrer der sehr wendigen Rangier-Zugmaschinen scheinen allesamt mindestens den 2. Dan in Tetris zu haben! Aber um halb fünf heißt es dann doch noch "Klappe zu" und es geht los. 17 Knoten Fahrtwind und 6°C auf dem Aussichtsdeck führen schnell dazu, daß ich mich nicht richtig angezogen fühle.




Mein Reich für gut 40 Stunden
Also erstmal in die Kabine (eine ganz für mich allein!) und auftauen. Auf dem Weg dorthin schaue ich bei der Rezeption vorbei und erfahre, daß Bordschwimmbad und Sauna erst im April öffnen. Och nööö! Auf die Sauna hatte ich mich gefreut.

Na gut, dann wird bis zum Abendessen halt Reisetagebuch geführt... Apropos Abendessen: Dies gibt es laut Tafel von 18 bis 20 Uhr. Um 18:30 Uhr stehe ich im Diner auf Deck 5 und die Bedienung hinter der Theke lächelt mich freundlich an und erklärt, daß es Dinner erst ab 18 Uhr gibt. Aber - ?

Mir dämmert etwas. Im selben Augenblick, wo es auch mir einfällt, erklärt sie: "Eighteen hundred ship time". Klar. Bordzeit auf der Norröna ist färingische Zeit, also MEZ minus eins.

Na gut! Dann warte ich halt noch ein bißchen.


Bis zum Essen kann man gut Reisetagebuch schreiben
Soeben erhalte ich, obwohl wir schon weit von der Küste entfernt sind, eine SMS. Die Norröna hat ihr eigenes Bord-Handynetz und teilt mir dessen Konditionen mit: 99 Cent pro 50 kB. Kilobyte, nicht Megabyte! Also besser Roaming und mobile Datennutzung an Bord ausschalten, sonst kann es teuer werden. Man kann allerdings auch WLAN-Datenpakete an Bord buchen. Aber ich komme problemlos auch 1,5 Tage ohne Internet aus. Jetzt gibt es noch ein bißchen vorab gespeicherten Podcast in der Koje, bis es - diesmal wirklich - 18 Uhr ist.

Zum Abendessen suche ich mir am Buffet Fischfilet, Kartoffeln und gebratenes Gemüse aus. Wenn man nicht vorab Buffet bestellt hat, kann man im Diner auch à la carte essen. An der Verpflegung gibt es nichts auszusetzen.

Abendessen mit Meeresblick!
Danach gehe ich noch in das gemütliche Café auf Deck 5 gegenüber und gönne mit ein Stück Kuchen als Nachtisch. Wenn man davon absieht, daß es an den Fensterplätzen durch die dort angebrachten Luftdüsen der Klimaanlage immer ein bißchen zieht, fühle ich mich rundherum wohl. Die Norröna ist ein sehr gepflegtes Schiff, obwohl Sie das ganze Jahr über bei fast jedem Wetter über das Nordmeer gefahren wird. Die gesamte Crew kann ich wirklich nur als wirklich charmant und hilfsbereit bezeichnen. Allein schon das fröhliche "hej hej" das sie für jeden übrig haben, finde ich irgendwie süß 😊
Made in Germany: die Norröna
Später am Abend ziehe ich mich warm an und gehe aufs Oberdeck. Im Windschatten sitzen ein paar Kettenraucher(innen), die mit grauen, eingefallenen Gesichtern röchelnd und hustend an ihren Kippen ziehen. Kein Mitleid. Vorne, unter dem Radarträger, stehe ich oberhalb der Brücke und blicke über den Bug nach vorne. Die Nacht ist sternklar, ich sehe die bekannten Konstellationen wie Orion & Co. viel deutlicher als am Rande der aufhellenden Großstadt daheim. Gelassen stampfend schiebt das Schiff sich durch die in der Dunkelheit erkennbaren Schaumkronen der Wellen. Das Pfeifen des Windes in seinen Aufbauten und Antennen kommentiert es unaufgeregt mit dem sanften Wummern seiner Großdiesel. Steuerbords erkenne ich die Lichter der norwegischen Küste...

In einem der Bordcafés
Später liege ich im Bett und und lese im Kindle noch einen Krimi zur Einstimmung auf den bereits in Planung befindlichen Sommerurlaub in Nordskandinavien. Eine Mitarbeiterin der Stockholmer Staatsanwaltschaft wird in der Finnmark in einige häßliche Sachen hineingezogen, wobei ihre samischen Wurzeln nicht immer hilfreich sind. Warum hat die lokale Polizeidienststelle scheinbar kein Interesse, einen zumindest seltsamen Todesfall aufzuklären?

Sodele, das war der erste Tag der Reise - Fortsetzung folgt! Wer mag, kann gerne einen Kommentar hinterlassen.

2 Kommentare:

  1. Sehr interessant! Hoffe du hattest noch Platz im Reisepass :-)

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    1. Mein Dr. M. meldet sich zu Wort :-)
      Na klar war da noch Platz, der Paß ist ja neu und voll mit biometrischen und anderen Fragwürdigkeiten. Aber die Färinger wollen von EU'lern nur den Paß sehen, Visa braucht es nicht. Skandinavier sehen sie als ebenbürtig an, da reicht dann sogar der Perso...

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